«Die Cloud ist ein Innovationsmotor»

    Franz Grüter, IT-Unternehmer und Nationalrat (SVP/LU), lebt vor wie man die neuen Technologien effizient einsetzt. Er sieht grosses Potenzial bei den Cloud-Dienstleistungen. Dazu hat er im Herbst ein drittes Datenzenter im aargauischen Lupfig eröffnet – wohl bemerkt nach neuen energetischen Massstäben, denn dem Verwaltungsratspräsident der Green Datacenter AG liegt der Kilmaschutz sehr am Herzen. Im Parlament setzt er sich nicht nur für digitale Themen ein, sondern ist bemüht darum, dass die Wirtschaftsförderung weiter vorangetrieben wird.

    (Bilder: zVg) Unternehmer und Politiker: Franz Grüter, Nationalrat (SVP/LU) und VR-Präsident der Green-Gruppe wird im Parlament die digitalen Themen eng verfolgen und sich dafür engagieren.

    Die Nationalrats-Wahlen sind vorbei, das Parlament ist jünger und grüner geworden. Ihr Kommentar?
    Franz Grüter: Das war vorhersehbar, nachdem das Thema Klimaschutz im Wahlkampf omnipräsent war. Die grünen Parteien haben das Thema für sich besetzt und uns ist es zu wenig gelungen, unsere Alternativen aufzuzeigen. Das politische Kräfteverhältnis verändert sich nun im Parlament. Ich hoffe aber, dass wir, gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Abkühlung, noch gute Lösungen ausarbeiten können. Nach zehn Jahren Hochkonjunktur wäre es sträflich, wenn wir die Wirtschaftsförderung aus den Augen verlieren.

    Wie stehen Sie als erfolgreicher IT- Unternehmer zu dieser grünen Welle, welche die Schweiz, ja die ganze Welt erfasst hat?
    Natürlich liegt mir der Klimaschutz auch am Herzen und ich möchte für meine Kinder, dass sie in einer intakten Umwelt alt werden. Aber ich sehe andere Wege zum Ziel. Viele Unternehmen tun heute bereits mehr, als es Klimaaktivsten fordern. Nachhaltig zu denken und zu handeln ist in vielen KMU verankert. Wenn wir Unternehmen Verbote und Gebühren im Giesskannenprinzip auferlegen, strafen wir auch die kleinen Betriebe. Solche, die bereits Mass halten und mit geringen Mitteln haushälterisch umgehen. Viele Probleme werden wir jedoch durch neue Technologien lösen können.

    Wir befinden uns mit der Digitalisierung im Hightech-Zeitalter, auf der anderen Seite fordern Klimaaktivisten immer radikalere Massnahmen, oft nicht im Sinne der Wirtschaft. Wie passen diese Strömungen zusammen?
    Viele Aktivisten sind recht widersprüchlich, indem was sie fordern und wie sie leben. In der Schweiz treffen jeden Tag 300’000 Pakete aus dem Ausland ein. Gleichzeitig stehen in den Innenstädten die Ladenflächen leer. Auch hier müssen wir mit uns ehrlich sein: Günstige Ware aus Fernost in einzelnen Paketen einzuführen, ist ökologischer Unsinn. Und ja, auch digitale Prozesse, wie etwa das Bestellen in einem Online-Shop, verbrauchen Energie. Da laufen im Hintergrund Serverfarmen, auch wenn das die Informatiker als Cloud-Service aufsetzen. Jede Cloud ist letztlich ein Konstrukt aus handfester IT-Infrastruktur.

    «Die Zukunft liegt in der Cloud»: Mitte September wurde im aargauischen Lupfig mit dem Datencenter Zürich-West 3 nach gerade einmal einjähriger Bauzeit das erste Hochleistungs-Rechenzentrum für Cloud-Betreiber eingeweiht.

    In Ihrem dritten Datencenter haben Sie neue energetische Massstäbe gesetzt, was den Energieverbrauch betrifft. Die Wirtschaft tut vieles für den Kilmaschutz – für Klimaaktivsten aber nicht genug. Was kann die Schweiz fürs Klima tun?
    Wir beziehen die Energieeffizienz bereits bei den Planungsarbeiten ein und setzen uns entsprechende Ziele. Beim neuen Datacenter haben wir die Leistungsdichte um mehr als das dreifache gesteigert, können dieses Datacenter aber so effizient betreiben, wie kaum eine Anlage in der Schweiz. Wir verbrauchen möglichst wenig Energie für die Kühlung, weil wir dazu, wann immer möglich, die kühlere Umgebungsluft nutzen. Ganz ohne gesetzliche Auflagen werden wir zudem ab 1. Januar 2020 für unseren eigenen Verbrauch nur noch nachhaltig produzierten Strom beziehen. Dies weil wir glauben, dass man immer eine Wahl hat, welchen ökologischen Fussabdruck man hinterlässt.

    Sie haben im Herbst in Lupfig mit dem Datacenter Zürich-West 3 das erste Hochleistungs-Rechenzentrum für Cloud-Betreiber eingeweiht. Was macht die Schweiz als Datenstandort international so attraktiv?
    Die Schweiz gilt international als attraktiver Datenstandort. Dies rührt daher, dass unsere Infrastrukturen ausgezeichnet sind, sowohl die Glasfaserabdeckung als auch die Stromversorgung. Zudem gelten wir als politisch stabil, verfügen über gut ausgebildete Fachkräfte und einen angemessenen Datenschutz in einem rechtsstaatlichen System. Das hat dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen hier in der Schweiz ihre Server betreiben. Oder nun auch vermehrt hier Cloud-Services in Anspruch nehmen wollen.

    Für Sie liegt die Zukunft in der Cloud. Wieso, respektive welche Vorteile hat die Datenverwaltung?
    Die Cloud ist letztlich nicht anders als ein grosser Pool an Rechen- und Speicherkapazität, den ein Unternehmen auf Abruf nutzen kann. Heute, wo die Unternehmen sich auf die Digitalisierung fokussieren wollen, ist das ideal für sie. Sie müssen nicht alle Systeme im Hintergrund selbst beschaffen und betreiben. Sie nutzen, was sie benötigen. Zudem kommt von den grossen Cloud-Anbietern auch viel Innovation für den Einsatz neuer Technologien. Diese stehen den Unternehmen rasch zur Verfügung, ohne dass jedes Unternehmen einzeln in aufwändige Basis-Programmierung investieren müsste. Die Cloud ist also ein Innovationsmotor, könnte man sagen.

    Was können KMU von «Zürich-West» und der «Cloud» erwarten?
    Mit dem neuen Rechenzentrum bieten wir genau solchen Cloud-Anbietern Platz für ihre Systeme. Und Unternehmen können so ab jetzt auch Cloud-Services mit Datenstandort Schweiz nutzen. Da viele Unternehmen nicht von heute auf morgen alles in die Cloud verlagern können, bieten wir auch jeden erdenklichen Zwischenschritt in unseren Datacenter an. Unternehmen können ihre Hardware in den Green Rechenzentren betreiben, statt ihren eigenen Serverraum zu nutzen. Dadurch gewinnen sie Sicherheit, werden flexibler und müssen nicht mehr in eigene Serverräume investieren.

    Die digitale Welt ist sehr schnelllebig. Haben wir da noch die Übersicht?
    Das stimmt, vieles ist schnelllebig. Und man könnte meinen, ein Trend jagt den nächsten. Für mich hat sich bewährt, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Möglichst früh. So behalte ich den Überblick und verliere mich nicht in nebensächlichen Themen. Gleichzeitig darf man heute von Verwaltungsräten und Firmenchefs erwarten, dass sie digitalaffin sind. Das kann man nicht an seine Mitarbeitenden delegieren! Man muss vorleben, wie man Technologien einsetzt und damit den Alltag organisiert oder eben auch das eigene Unternehmen voranbringt.

    Sie sind Verwaltungsratspräsident der Green Datacenter AG und der green.ch AG. Die Digitalisierung und die Technik stehen nicht still. Welche Pläne hat das Unternehmen in den nächsten Jahren?
    Wir wollen in unserem Kerngeschäft weiterhin organisch wachsen. Dazu zählt das Geschäftsfeld Internet, Telefonie und digitales Fernsehen, aber auch die Dienstleistungen, welche wir Unternehmen anbieten. Hier sehen wir vor allem Potenzial bei Cloud-Dienstleistungen und natürlich im Datacenter-Geschäft. Unsere Pläne für drei weitere Rechenzentren in Lupfig liegen bereits in der Schublade.

    Wo setzten Sie als Nationalrat in Ihrer zweiten Legislatur die Prioritäten?
    Ich werde meine Arbeit in der Finanzkommission des Nationalrats fortführen und in der Parteileitung die Themen Finanzen und Steuern verantworten. Zudem werde ich, allein schon aufgrund meines Werdegangs, weiterhin alle digitalen Themen eng verfolgen. In beiden Bereichen bin ich sehr gut eingearbeitet, vernetzt und bereit, an Lösungen mitzuarbeiten.

    Interview: Corinne Remund

    Mehr Informationen unter:
    www.greendatacenter.ch
    www.franzgrueter.ch


    ZUR PERSON

    Franz Grüter (56) sitzt seit 2015 für die Luzerner SVP im Nationalrat Der Verwaltungsratspräsident der Green Datacenter AG und green.ch AG hat Mitte September im aargauischen Lupfig mit dem Datacenter Zürich-West 3 nach gerade einjähriger Bauzeit das erste Hochleistung-Rechenzentrum für Cloud-Betreiber eingeweiht. Nachdem Green im April 2019 den Abschluss der Planungsarbeiten für ein 16-Megawatt-Cloud-Rechenzentrum verkündet hatte, wurde schon Mitte September eine Planungsstudie für zwei weitere Datacenter präsentiert. Diese sieht vor, das Areal in Lupfig auf insgesamt sechs unabhängig operierende Datacenter mit einer Bruttogeschossfläche von 70000m2 zu erweitern.

    CR

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